Dieses Thema ist ein großes, und man kann sich im persönlichen Gespräch oder (noch besser) durch die direkte Erfahrung am besten daran annähern. DASS TCC eine KK ist, wurde in den vorangegangenen Abschnitten bereits erwähnt und drückt sich allein durch den Namen aus. Dennoch ist es heutzutage kaum vorstellbar, dass eine Kunst wie TCC zum Kampf überhaupt nützlich sein kann. Immerhin besteht es doch scheinbar nur aus langsamen Bewegungen, weshalb es auch den spottenden Namen „Rentnerkarate“ bekommen hat, wie Jan Silberstorff so schön in seinem gelungenen Buch „Chen“ berichtet. Dennoch gab es wohl eine Zeit im alten China, in der TCC als die höchste aller Kampfkünste galt und in der Tai Chi Meister zur Ausbildung der kaiserlichen Garde engagiert wurden. Diese hohe Meinung über das TCC muss ja eine Grundlage haben, oder nicht?

Unglücklicherweise ist das TCC, so wie es heute in den allermeisten Schulen unterrichtet wird, kaum noch das, was es einmal war. Entweder es ist zu einer reinen Gesundheits-, Esoterik-, Gymnastik- oder Kuschelvariante degeneriert und verdient den Beinamen „Chuan“ (=Faust) nicht, oder es ist ein KampfSPORT geworden, in dem es um Punkte und das Gewinnen von Pokalen auf Turnieren geht und keine Kunst, bei der es um die eigene körperlich-geistige Entwicklung von Fähigkeiten inklusive der zu realistischer Selbstverteidigung geht. Einige haben sich auch den Namen Tai Chi Chuan genommen, um damit irgendeine Kampfkunst zu verkaufen, die möglicherweise effektiv ist, sich allerdings nicht annähernd an den Prinzipien des TCC orientiert oder es nur verbal tut, jedoch in der Anwendung diese Prinzipien vermissen lässt. Diese „Chuans“ verdienen wohl eher den Beinamen „Tai Chi“ nicht.

Die alten Meister haben die Prinzipien des TCC beschrieben und trotz aller Mühseligkeit und Schwierigkeit, sich konsequent daran zu halten, auf die Notwendigkeit hingewiesen, diese Prinzipien penibel zu befolgen, da das Training sonst niemals zum gewünschten Ziel führen würde.

Grob zusammengefasst benutzt TCC als Kampfkunst im Gegensatz zu fast allen anderen Kampfkünsten Expansion statt (Muskel-)Kontraktion, Entspannung statt Anspannung, Berührungsreflexe statt Augenreflexe, wellenartige statt gerade Energie sowie niemals stoppende Bewegungen, also auch keine Blocks, statische Positionen usw. Zu einem ersten Eindruck liest man am Besten die Interviews meines Lehrers und des Stilvertreters Fernando Chedel auf unserer Schul-Homepage.